Feminismus
Theoretische Grundlage
Der Feminismus bildet einen der drei Grundwerte unseres Verbandes, das bedeutet, dass die feministische Analyse bei jedem unserer Beschlüsse eine essentielle Perspektive ist. Mit dem Versuch einer Vereinigung aktueller Theorieströmungen bekennen wir uns zu einem sozialistischen (Queer-) Feminismus. Dies bedeutet, dass wir die materiellen und ökonomischen Grundlagen der Diskriminierung von Frauen durch das kapitalistische Patriarchat bekämpfen, und diese Analyse durch eine queerfeministische Perspektive bereichern. Intersektionalität, also die Überschneidung von Diskriminierungsformen, bedeutet für uns dabei nicht die Aufaddierung von -ismen, sondern wir konzentrieren uns auf die Gemeinsamkeit der vielfältigen Diskriminierungserfahrungen, die alle begründet liegen im warenproduzierenden Patriarchat. Wir erkennen die Dialektik zwischen Identitätspolitik und theoretischer Gesellschaftsanalyse an und weigern uns, diese einseitig aufzulösen. Deshalb darf eine identitäre Betroffenheitspolitik nie der einzige Ausgangspunkt unseres Feminismus sein, aber wir müssen uns gleichzeitig in unserem realpolitischen Engagement auf eine positive Identitätspolitik des politischen Subjekts Frau beziehen.
An den Hochschulen
Auf Basis dieser theoretischen Grundlage ergeben sich in unserer hochschulpolitischen Praxis viele Forderungen. Aus der Problematik des geringen Frauenanteils in der Wissenschaft, insb. in MINT-Fächern, fordern wir eine Mindestquote von 50% Frauen bei Neuberufungen von Professuren und Neueinstellungen im Mittelbau. Berufungskommissionen müssen paritätisch besetzt sein und die Gleichstellungsbeauftragten müssen mit einem Stimm- bzw. Vetorecht ausgestattet sein. Die Lücke in der Frauenquote zwischen Mittelbau und Professuren wollen wir durch gute Tenure-Track Angebote und Gastprofessorinnenprogramme schließen. Um darüber hinaus die Förderung von Frauen an den Hochschulen zu gewährleisten, muss wissenschaftliche Tätigkeit auch mit reproduktiver Arbeit vereinbar sein. Dazu müssen sichere Teilzeitstellen geschaffen werden und Kinderbetreuungsangebote an der Hochschule zur Verfügung gestellt werden. Letzteres dient auch der Unterstützung von Studentinnen mit Kind, denen im Hochschulbetrieb ebenfalls noch viele Steine in den Weg gelegt werden. Weitere Maßnahmen, um unsere feministischen Ansprüche an Hochschulen umzusetzen sind die Schaffung von Anlaufstellen für die Opfer sexualisierter Gewalt, die Ausweitung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes auf Studierende und die Förderung von Gender-Studies sowie feministischer Forschung.